Ausnahmezustand
- samuelhartmann3
- 24. Dez. 2022
- 3 Min. Lesezeit
In den letzten Tagen war es ganz schön unruhig in Peru. Eigentlich wollten wir gerne am 4. Advent zu einem Gottesdienst nach Arequipa fliegen. Dort laden die katholische und die evangelische Gemeinde immer wieder zu einem deutschsprachigen Gottesdienst ein. Das wäre jetzt nach der Pandemie der erste Gottesdienst gewesen. Leider konnten wir nicht fliegen, weil der Flughafen in Arequipa besetzt war und weil es viele Straßenblockaden und Ausschreitungen gab. Viele von euch haben das auch in Deutschland mitbekommen. Die politische Situation ist wirklich nicht einfach in einem Land, das so zu kämpfen hat mit unterschiedlichen Perspektiven, mit wirtschaftlichen Herausforderungen, mit Armut und Reichtum, mit großen Unterschieden zwischen den Bevölkerungsgruppen.
Wie groß diese Unterschiede sind, ist uns überdeutlich geworden, als wir uns an einem Montagmorgen Anfang Dezember früh morgens um 5 Uhr auf den Weg nach Comas im Norden Limas gemacht haben. Dort wollten wir die Arbeit des Kinderwerks Lima anschauen und bei der Kinderspeisung dabei sein. In Comas erwarteten uns keine schönen Häuser mit Gärten und Pool, blühenden Pflanzen und grünem Gras. Wir tauchten ein in eine unfassbar triste Wüstenlandschaft, karg, felsig, kühl, neblig, feucht. Dazwischen überall kleine Hütten mit Wellblechdächern, soweit das Auge reicht, bis hinauf in die höchsten Berghöhen. Und überall Menschen, Männer, die sich auf den Weg zur Arbeit machten, die Bretter und Arbeitsmaterial transportierten, Frauen, die mit den Kleinbussen in die Stadt fuhren, um dort ihrer Arbeit nachzugehen, Kinder, die sich mit ihrer Schuluniform bekleidet auf den Weg zur Schule machten. Menschen, die versuchen, in dieser Umgebung zu leben, mit allen Herausforderungen und mit allen Sehnsüchten und Hoffnungen.
Dort versorgen Mitarbeitende des Kinderwerks Lima täglich viele, viele Kinder mit einem guten Frühstück, um gegen Mangelernährung anzukämpfen. Es ist berührend, wie alle zusammen, Kinder und Mitarbeitende und Eltern der Kinder Gott für das gute Frühstück danken und dann fröhlich in den Tag starten!
Sehr beeindruckt hat uns auch die Arbeit in den Johannes-Gutenberg Schulen des Kinderwerks, in Comas und in El Agustino. Wie gut, dass es so eine Arbeit gibt! Bildung kann so vieles verändern!
Auch in unserem Nachbarviertel San Juan de Miraflores sind die Verhältnisse schwierig. Dort befindet sich eine olla comun, also eine kleine Gemeinschaftsküche, die von unserer Gemeinde in der letzten Zeit unterstützt wurde. Zusammen mit dem Rotaryclub sind wir dorthin gefahren, um den Kindern der Gemeinschaft ein paar Weihnachtsgeschenke zukommen zu lassen. Auf einem kleinen Sportplatz fand die Übergabezeremonie mit Essen, Trinken, Spielen und guter Botschaft statt.
Tabea hat kurzerhand eine kleine recht evangelische Ansprache über Maria gehalten. Ob die Gedanken bei der sehr katholischen Hörerschaft ankamen? Macht euch selbst ein Bild. Die Ansprache ging ungefähr so: Maria war ja eine besondere Frau, oder? Alle so: Siii!. Aber warum war Maria eigentlich so besonders? War sie etwa besonders reich? Alle so: Siiii!! War sie besonders hübsch? Alle: Siii!! War sie besonders intelligent? Alle: Siiii!!! Also, Maria ist einfach die Beste! Ich bin mir nicht mehr sicher, ob die Ansprache so geendet hat, aber so ungefähr ist das sicher bei den Menschen angekommen. Sie fanden das gut und richtig!
Und in der Tat bekommt man in dieser Umgebung einen ganz neuen Zugang zu den alten Worten aus dem Lukasevangelium. Ein Kind, in ärmlichsten Verhältnissen geboren. Ein Vater, der trotz aller Schwierigkeiten zu seiner Frau hält und zu seiner Familie steht. Eine junge Frau, die ein Ja findet zu dem, was passiert und die weiß, dass Gott sie nicht allein lässt. Auch nicht im Ausnahmezustand der Volkszählung, der Wanderung nach Bethlehem, der Geburt, den Herausforderungen auf der Flucht für ein neugeborenes Kind zu sorgen. Fürchtet euch nicht! - sagen die Engel. "Euch ist heute der Heiland geboren!"
Wir freuen uns darauf, die Geschichte morgen wieder zu hören, sie zu bestaunen und zu feiern. Auch wenn sich Weihnachten hier bei 25 Grad sicher ganz anders anfühlt, als in Deutschland! Wer möchte, kann sich die Weihnachtsgeschichte nochmal von den Kindern unserer Kinderkirche vorspielen lassen. Hier findet ihr unser Krippenspiel: Krippenspiel
Ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk war für uns auf jeden Fall, dass unser Container tatsächlich angekommen ist und wir richtig viel auspacken durften. Eine kleine Ladung fehlt noch. Aber ansonsten sind wir sehr glücklich über so viele schöne Dinge, die uns unser Zuhause richtig gemütlich und weihnachtlich werden lassen.
Frohe Weihnachten wünschen wir euch!!


























































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