top of page

Back to school!

  • samuelhartmann3
  • 20. März 2023
  • 5 Min. Lesezeit

ree

Nach den langen Sommerferien hat hier in Lima die Schule wieder begonnen. Und mit der Schule ist auch wieder ein anderer Alltag bei uns eingekehrt. Denn nicht nur die Kinder müssen zur Schule, auch Tabea und ich sind jetzt an allen 5 Tagen als Ethiklehrende im Einsatz. Tabea an vier Tagen und ich an drei (Der Stundenplan hätte es mit unseren 8 Stunden ein wenig besser mit uns meinen können - aber vielleicht dann im nächsten Semester). Ethik unterrichten wir deswegen, weil es an der Humboldtschule kaum evangelische Kinder gibt, so sagt es die Schulleitung. Daher also jetzt Ethik. Und Ethik ist durchaus auch ein schönes Fach - finde ich. Vor allem, wenn man es ein wenig als Evangelische Ethik unterrichtet ;)

Mit meinen kleinen Gruppen in der 10. und 11. Klasse kann ich wunderbar über das Menschsein diskutieren. Und ich staune richtig darüber, wie sie das auf Deutsch hinbekommen. Die meisten meiner Schülerinnen und Schüler haben Deutsch nur in der Schule gelernt und haben keine deutschen Verwandten. Deswegen habe ich großen Respekt davor, wie sie ihre Deutschkenntnisse einbringen und Argumente formulieren, nach den richtigen Begriffen suchen. Tabea unterrichtet in der 7. und 8. Klasse und hat es noch ein wenig schwerer mit den Deutschkenntnissen der Schülerinnen und Schüler. Aber beim gemeinsamen Spielen haben eigentlichen fast alle Spaß.

Es ist wirklich schön für uns, dass wir jetzt auch ein Teil der großen Schulgemeinschaft sind. Gestern wurden wir bei einem feierlichen Begrüßungsabend offiziell begrüßt. An der Humboldtschule gibt es etwa 1600 Schülerinnen und Schüler, sehr viele Lehrerinnen und Lehrer, manche davon sind aus Deutschland und manche aus Peru, manche aber auch aus Holland, aus der Schweiz, aus den USA. Und es gibt viele weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, z.B. in der psychologischen Lernbetreuung, in der Verwaltung oder beim Hausmeister- und Sicherheitsdienst. Es ist also wirklich ein großes System.


Besonders schön war es aber auch für Lois, dass sie jetzt endlich in die erste Klasse gehen kann. Auch wenn sie sich das mit der Einschulung ein wenig anders vorgestellt hatte und sich die Erkenntnis schon nach dem ersten Schultag eingestellt hat, dass es schon ziemlich langweilig in der Schule ist. So kommt sie also jetzt jeden Tag aus der Schule und antwortet auf die Frage, wie es in der Schule war, nur mit einem Wort: "langweilig"! Aber wer von uns kann das nicht nachvollziehen?

Ansonsten beschäftigt uns nach wie vor die Sorge um die politische Situation im Land. In den letzten Wochen und Monaten haben wir viele Nachfragen von euch bekommen, wie es denn gerade bei uns aussieht und wie wir die Konflikte im Land wahrnehmen. Aus einer Nachfrage eines Magazins ist ein kleiner Text entstanden, den ich gerne mit euch teilen möchte:


BERICHT AUS PERU: UNRUHE IM LAND

"So viel Wut"

Tabea und Samuel Hartmann erleben Demonstrationen und Blockaden - und wie sich die Lage in Peru weiter zuspitzt.


Vielleicht haben wir einen Fehler gemacht, dachten wir, als wir im Norden Perus an den herrlichen Stränden angekommen waren. Kurz vor Weihnachten beginnen hier die großen Sommerferien, die bis Ende Februar dauern. Erst seit einigen Monaten im Land, wollten wir eigentlich in den Süden Perus reisen - und die Sehenswürdigkeiten um Machu Picchu, Cusco, Arequipa und den Titicaca-See anschauen. „Das könnt ihr derzeit nicht machen“, wurde uns geraten.

Gerade im Süden, im Hochland, ist die Lage seit der Amtsenthebung des ehemaligen Präsidenten Pedro Castillo besonders gefährlich. Mehrfach wurden dort Flughäfen besetzt und wichtige Verkehrsknotenpunkte blockiert.

Kluft zwischen Stadt und Land wächst weiter

Anhänger Castillos, die ihn als einen aus ihren Reihen sahen, wollten so ihren Protest gegen das politische Establishment in Lima deutlich machen. So die eine Deutung. Andere Stimmen meinten, hinter den Protestaktionen stecken vielmehr alte Seilschaften aus der Zeit des Terrorismus, die die arme Bevölkerung in den Bergen für ihre Zwecke instrumentalisieren.

Im Norden Perus war die Lage noch ruhig. Also machten wir uns mit unserem Auto auf den Weg in den Norden und bewunderten die faszinierende Wüstenlandschaft entlang der Panamericana, besuchten kleinere und größere Orte mit geschäftigem Treiben und begegneten den Spuren früherer Kulturen in Chan Chan, der einstmals größten Lehmziegelstadt Amerikas.

Dann erhielten wir die Nachricht, dass die Demonstrationen und Blockaden auch den Norden erreicht hatten - der Rückweg war uns versperrt. Was tun? Das Auto stehen lassen und mit dem Flugzeug zurück nach Lima fliegen? Aber wie sieht es in Lima aus? Über die Nachrichten verfolgten wir die Entwicklungen, hörten von unseren Gemeindegliedern in Lima von der Lage vor Ort. Viele sagten, sie hätten schon einiges erlebt, aber das sei auch für sie neu. So viel Wut. So viel Gewalt. So viel Unklarheit, wie es weitergeht.

Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht

Die Pandemie hat Peru hart getroffen. In der Folge verschärfte sich die soziale Situation für viele Menschen dramatisch. Es gibt viel Grund, zu demonstrieren, da sind sich viele einig: bessere Lebensbedingungen für alle, gute Bildung und eine transparente Politik. Aber auch ausreichend Lebensmittel, eine angemessene Bezahlung und den Erhalt der wunderbaren Natur. Es gibt viel zu tun für die Zukunft Perus.

Nach einigen Tagen war die Panamericana wieder frei und wir konnten zurück nach Hause fahren. Am Straßenrand sahen wir einige zur Seite geräumte Felsbrocken und verbrannte Reifen als Überbleibsel der Blockaden. Wir waren froh, wieder sicher zu Hause zu sein - wohl wissend, dass die nächste Welle jederzeit wieder über das Land hereinbrechen kann.


Leider konnte der Text dann nicht veröffentlicht werden. Aber er drückt trotzdem das aus, was wir ganz persönlich und aus unserer Perspektive hier erleben und hören.

Und leider darf dieses schöne Land auch wirklich nicht zur Ruhe kommen. Denn kaum waren die Proteste ein wenig abgeebbt, kam der Regen und das Wasser übers Land. Ein Zyklon über dem Pazifik sorgte dafür, dass im Norden Perus und auch hier in Lima große Regenmengen fielen. Für diesen Wüstenstreifen ist das total ungewöhnlich. In der Folge suchte sich das Wasser und die Schlammlawinen aus den Bergen ihren Weg ins Tal. Und das endet fatal, weil es eigentlich keine Schutzzonen oder Flutungsgebiete gibt. Überall stehen Häuser, die jetzt großen Schaden genommen haben.

Akut helfen konnten wir als Gemeinde in Not geratenen Kinder vom Kinderdorf Westfalia in Cieneguilla. Eine Schlammlawine hat Häuser und Gelände überschwemmt, so dass das Kinderdorf evakuiert werden musste. Dank einiger Spenden aus der Gemeinde konnten unsere Mitarbeiter mit Lena und Naemi (unseren Gemeindepraktikantinnen) Lebensmittel zum Kinderdorf fahren und die erste Not lindern. Hier berichten die beiden von ihren Erlebnissen:

So wie es aussieht, können die Kinder bald zurück in ihre Häuser. Und trotzdem wollen wir als Gemeinde auch weiterhin helfen, wo wir können.

Für uns ist das eine zentrale Frage. Wie und wo sollen wir uns engagieren. Was ist der Auftrag für diese Gemeinde hier in Lima. Wir werden uns mit den Verantwortlichen in der Gemeinde weiter dran machen, Antworten darauf zu finden.


Seid herzlich gegrüßt

Euer Samuel










 
 
 

Kommentare


IMG_8031.jpeg

Über uns

Wir sind Familie Hartmann. Wir leben seit Oktober 2022 in Lima/Peru und arbeiten in der deutschsprachigen Evangelischen Kirche in Peru IELP. 

Mehr erfahren

 

Unser Newsletter

Vielen Dank für Ihre Nachricht!

bottom of page